TEIL 5

Zukunftserwartung

Jede entstandene Zusammen­fügung wird durch Zerfall vergehen. Das ist jedermanns vielfache Lebenserfahrung. Sie wird von der deterministischen szientistischen Religion von der ewigen Wiederkehr zur dogmatischen Behauptung ausgedehnt; alle drei buddhistischen Religionen behaupten dasselbe. Für jedermann ist es also höchst wahrscheinlich wenn nicht völlig sicher, dass die entstandene Kombination dreier, ihrerseits zusammengefügter, tragender Säulen, deren Identität der Name Internationale Akademie der Wissenschaften (AIS) San Marino anspricht, nicht für immer bestehen wird. Es ist nur möglich – aber der Mühe wert –, ihren Zerfall möglichst lang hinauszuschieben.

Information über die Tendenzen, nach denen sich die gesellschaftliche Umwelt aufgrund der dort herr­schenden Kräfte der Trägheit und Anziehung entwickelt, ermöglicht es der Akademie, ihre, zur weiteren, eigenmächtigen Entwicklung und Daseinsbehauptung erforderlichen eigenen Kräfte zu minimieren – wie es dem Elementargrundsatz des Steuerns und Regelns entspricht. Die Zeichen der Zeit erkennen, kann für die Akademie nicht heißen, sich von Modeströmungen treiben zu lassen. Aber sie darf diese nicht verkennen. Unter Freiheit versteht sie nicht Einsicht in die (vermeintliche) Notwendigkeit. Es gilt, wählerisch in jene Strömungen hinein zu streben, die dem unverrückbar gesetzten Ziel etwas näher zu kommen helfen.

Drei untereinander abhängige, gesamt­gesellschaftliche (sogar weltweite) Tendenzen dauern unvermindert an: die ständige Abnahme von Zeitarmut, von räumlichem und materiellem Eingeschränktsein und von geordneter Vielfalt der Menschheit. Sie spiegeln sich in strittigen Entwicklungsabsichten nationaler Universitäten wieder, wozu die AIS erprobte Synthesen bieten kann.

2. Wachstum verfügbarer Zeit

I. Abnehmende Zeitarmut bedeu­tet: Wachstum der Zeit, über die der Mensch frei verfügt, sie also nicht zur Sicherung seiner individuellen Weiterexistenz benötigt. Die Schlüssel zur andauernden Selbstbefreiung des Menschen aus seiner Zeitarmut heißen Gesundheit, Sattheit, Weisheit.

Werden Krankheiten und Hungers­nöte auf­grund zunehmender, leben­förderlicher Erfahrung, also: auf­grund von Weisheit seltener (spezi­ell: aufgrund humanbiologischer und ernährungsrelevanter Erkenntnisse, die in medizinischen, hygienischen, land­wirt­schaft­lichen und ernäh­rungs­wissen­schaftlichen Technolo­gien und Techniken gipfeln), dann vergrößert dies die zu erwartende Lebensdauer. Daher wächst auch die frei verfügbare Lebenszeit, denn etwas Zeit von jedem menschlichen Lebensjahr ist frei verfügbar. Solange der Mensch sie wenigstens teilweise nutzt, um sich mehr von zeitlichen (und anderen) Beschränkungen zu befreien, wächst rückwirkend die Selbstbefreiung. Offensichtlich ist dieses rückgekoppelte Wachstum während des individuellen Lebens nicht in großem Maß möglich, wohl aber von Generation zu Generation. Bedingung ist, dass die folgende Generation die lebensfördernde Weis­heit rascher erwerben kann, m.a.W.: wenn nicht zeitraubend das gan­ze Wissen (als Eigenerfahrung) erneut originär durch zufällige Alltagserfahrung oder methodische Erkundung individuell er­kannt werden muss, sondern wenigstens durch Nachahmung elterlichen Verhaltens Zeit beim Erlangen dieser "Urweisheit" gespart wird.

II. Verglichen mit dem Erwerb von "Urweisheit" durch Eigenerfahrung oder Nachahmung, kostet das Lernen viel weniger Zeit, wenn es erleichtert wird durch gesellschaftlich ermöglichte Kommunikation, welche den individuell erworbenen Erfahrungsschatz als Güter der gemeinsamen Kultur "mit-teilt" Kommunikation ist (erbetenes oder spontanes) Geben von Information an andere. Reine Kommunikation kann (a) durch einfach dokumentierendes, originäres Veröffentlichen erfolgen, oder, auf höheren Stufen der Bearbeitung, (b) durch enzyklopädisches Zurverfügungstellen nach einer nur inhaltsorientierten Revision (die individuelle Lernbedingungen unberücksichtigt lässt) oder (c) durch Lehren, also durch ein Kommunizieren, das durch Mitberücksichtigung individueller Lernbedingungen bildungswissenschaftlich strukturiert ist. Die reine Kommunikation vermittelt durch Publikation, Revision oder Instruktion den zu einer gemeinsamen Kultur gehörigen Menschen zeitsparend ein Informiertsein, das wir Bildung nennen können. Ihre vereinte Bildung, die wir als erste Komponente ihrer "Kulturweisheit" deuten können, ermöglicht (sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich) in größerem Maß als die Urweisheit eine wachsende Befreiung aus der Zeitarmut. Die Wirkung menschlicher Arbeit, also die Befreiung aus der Zeitarmut, wächst zusätzlich, weil der Zusammenschluss von Einzelnen zu einer staatlich struk­turierten Gesellschaft nicht nur (1) reines Kommunizieren ermöglicht, sondern auch handlungsorientiertes Kommunizieren durch (2) Organisieren und (3) Objektivieren.

Aufgrund staatlichen Organisierens wird menschliche Arbeit schon (a) durch einfaches Vereinen der Kräfte von Gleichen wirksamer, wenn die Kräfte der Einzelnen in dieselbe Richtung wirken, addierbar sind, und die Kraft eines Einzelnen nicht ausreichen würde, bestimmte Aufgaben im selben Umfang zu lösen. Den somit sozialisiertenTrägern einer Kultur gelingt eine weitere Steigerung des Wirkungsgrads ihrer Arbeit durch Organisieren von (b) Arbeitsteilung zwischen ungleichen Spezialisten möglich.

Noch mehr Zeit als durch Bildung und Staatlichkeit wird dadurch frei verfügbar, dass arbeitende Menschen die zu erledigende Arbeit nicht nur unter sich selbst aufteilen, sondern in den Kreis der Aufgabenerfüller auch geeignet konstruierte oder wählerisch in der Umwelt gefundene Objekte einschließen. Nach der Vision von Hermann Schmidt (1941) – einem der wegweisenden Pioniere der Kybernetik – erscheint somit die Geschichte der (Technologie und) Technik als Geschichte des Fortschritts (des Ausdenkens und) Verwirklichens der Objektivation von Gegebenheiten, die dem Men­schen von Natur aus zur Verfügung ste­hen, nämlich (a) der zu seinem Körper gehörigen Werkzeuge, (b) der Muskeln, die diese Urwerkzeuge (und später ihre Objektivationen, die eigentlichen Werkzeuge) bewegen, und (c) des Gei­stes, der die Muskeln (und später Motoren als deren Objektivationen) steuert. Das Objektivieren ist die Grundlage jeder Zivilisa­tion. Durch sie erhält der kultivierte Mensch die dritte Komponente seiner Kultur­weisheit: außer gebildet und sozialisiert ist er (ebenfalls kulturspezifisch:) zivilisiert. Dieses Zivilisiertsein gipfelt in der Selbsterkenntnis. Denn in der zivilisierten Welt begegnet der Mensch zwischen den wahrgenommenen und bearbeiteten Gegenständen ständig den bewusst geschaffenen, immer feineren und immer weiter vervollständigten Rekonstruktionen seiner selbst.

Die freie Zeit, über welche die Träger einer Kultur verfügen, wächst desto mehr, je wirksamer die für das Zusammenwirken beim Bilden, Organisieren und Objektivieren nötige Kommunikation ist, d.h. je weniger Zeit diese selbst verbraucht und je größer ihr Erfolg ist. Das rechtfertigt den schon erwähnten, 1989 bei einem Akademischen Forum der AIS behandelten Leitsatz: Fortschri­tte der Kommunikation sind wichtiger als Kom­munikation von Fortschritten

III. Außer durch Verbesserungen in ihrer Gesundheit und Ernährung als Folge individueller Urweisheit und kollektiver Kulturweisheit, und außer durch wachsende Wirksamkeit der Arbeit aufgrund höhere Bildung, Sozialisation und Zivilisation (mit einem Wort: Kultiviertheit), begannen die Menschen vor nicht langer Zeit sich auch an eine grundsätzlich menschheitsumgreifende Möglichkeit der Verringerung ihrer natürlichen Zeitarmut zu gewöhnen. Ständig schrumpfen die zerstörerischen und wechselseitig mörderischen Kriege und Bürgerkriege. Das führt zu längerer Lebenserwartung und verringert außerdem den Zeitverlust, den Militärdienst und Wiederaufbauarbeit verursachen. Man darf also ein spätes und langsames Wachstum einer dritten Stufe von Weisheit feststellen. Man könnte geneigt sein, sie "Menschlichkeit" zu nennen. Aber sie beginnt nicht mit der Liebe zum Nächsten, sondern, bescheidener, mit der Modellierung der ihm zuzufügenden Schläge. Immerhin: Statt sich anzustrengen, seine eigenen Wünsche durch Totschlag der Konkurrenten zu verwirklichen, modelliert man die Schläge durch Stimmabgabe (und daran orientierte Gerichtsverfahren) nach einem mehr oder weniger geeigneten Demokratiemodell. Dabei unterstellt man, in der wirklichen Schlacht würde derjenige siegen, der die Mehrheit bei der die Schlacht modellierenden Stimmabgabe erreicht. Diese Mehrheit hängt ersichtlich auch von den angewandten demokratischen Spielregeln ab, wie theoretische Voraussagen auch vom verwendeten Modell abhängen. Hier wie dort kann man im Zweifelsfall zur gefährlicheren, zeitraubenderen oder sonst teureren Wirklichkeit zurückkehren, um zu erkennen, wie es sich lohnt, das Modell zu verbessern.

Nützliche Politiker suchen als Gesellschaftstechnologen Modelle zur Verringerung der Zahl der Konflikte, bemühen sich als Gesellschaftstechniker, sie einzuführen, und streben – wie jeder gute Techniker anderer Branchen – danach, sich soweit wie irgend möglich in dieser Rolle überflüssig zu machen. Nicht jeder Politiker strebt als Höchstziel die Erhaltung seiner Macht an – der Friedensnobelpreisträger Michael Gorbatschow (AIS-Angehöriger auf Lebenszeit) ist ein vorbildliches Gegenbeispiel. Die wachsende Zahl der in diesem Sinne guten Politiker, die wachsende Reife der Bürger zur Selbst-Beherrschung und die fortwährende Verbesserung und Verbreitung von Kommunikationsmitteln, die eine direkte Demokratie technisch ermöglichen, belegen einen Fortschritt in der Demokratisierung auf kommunaler, regionaler, staatlicher, weltregionaler und weltweiter Ebene. Die Menschheit nähert sich dem Ideal der mündigen Eigenmächtigkeit.

Dorthin ist die Demokratisierung nur der erste Schritt auf dieser dritten Stufe der Weisheit. Manche Bahnbrecher begannen schon den zweiten Schritt zu gehen, der die individuelle Urweisheit und die kollektive Kulturweisheit zur menschheitsumgreifenden Weltweisheit vervollständigt: Gemeint ist der Schritt zur weltweiten Brüderlichkeit. Wer sich in demokratischer Gesinnung von Autoritätsgläubigkeit sowie als Menschheitsfreund von eigener Herrschsucht löste (also potentiell jeder) darf sagen: "L'état, c'est moi." (Jede gesunde Körperzelle eines Menschen ist im wesentlichen selbst dieser Mensch.) Die offene moralisch-intellektuelle Elite strebt diese Weltweisheit an. –

Weder die verschiedenen Völker noch die verschiedenen Gruppierungen und Individuen desselben Volkes schreiten im Gleichschritt auf diesen Stufen der Weisheit voran und hinauf. Desto wahrscheinlicher ist die Annahme, dass der zweifelsfrei zu bemerkende, bisherige Fortschritt und Aufstieg andauert. Auch im neuen Jahrhundert (und den folgenden) wird die frei verfügbare Zeit weiter ansteigen – vor allem durch zunehmendes Objektivieren geistiger Arbeit. Dieses erfordert weitere Spezialisierung und komplexere Arbeitsorganisation und damit weitere Fortschritte auch bei der reinen Kommunikation (nicht zuletzt bei Revision und Lehre) von Fachwissen. Die frei verfügbare Zeit ermöglicht künftig rascher werdende Fortschritte auf der Stufe der Weltweisheit, insofern erforderliche Entscheidungen zunehmend dezentral und direkt vom mündigen Bürger getroffen, und dadurch Konflikte friedlich behoben werden. Er muss dazu in erhöhtem Maße zivilisiert, sozialisiert und vor allem informiert sein. Dies erfordert – und der wachsende Zeitreichtum ermöglicht – eine stärker werdende Zuwendung auch zu Bildungsinhalten, die nicht vorrangig der weiteren Steigerung des zeitlichen und materiellen Reichtums nützen.–

IV. Im Zusammenhang mit der erörterten, anhaltenden ersten gesellschaftlichen Entwicklung, der abnehmenden Zeitarmut, steht die nationale Universität vor der Entscheidung (und auch die Akademie wird von dieser Frage berührt), ob sie möglichst wirksam, also zeitsparend, den Studenten Wissen vermitteln soll, um die Befreiung von zeitlichem Eingeschränktsein weiter zu beschleunigen, oder ob sie akademische Freiheit bieten soll. Auch diese zweite Alternative kann gerechtfertigt werden. Man kann mit dem schon erreichten Umfang frei verfügbarer Zeit zufrieden sein, oder man kann bedenken, dass es für den weiteren Fortschritt notwendig ist, durch Gewöhnung an selbst­verant­wort­liche Eigen­mächtig­keit schöpfe­rische Wissenschaftler zu erziehen – algorithmisches Denken wurde ja beim letzten Schritt der zweiten Weisheitsstufe objektivierbar.

3. Überwindung räumlichen und materiellen Eingeschränktseins

Bei der zweiten hauptsächlichen Entwicklungstendenz der gesellschaftlichen Umwelt der Akademie, bei der Abnahme nichtzeitlichen Eingeschränktseins, wird die fühlbare Grenze dessen, worüber ein Mensch frei verfügt, weniger durch das eigene Daseinsbedürfnis als durch die Ansprüche anderer Menschen verursacht, welche die eigene Verfügungsfreiheit verringern. Das, worüber zwei Menschen nicht immer konfliktfrei gleich­zeitig verfügen können, ist Besitztum dessen, dem es gelingt, es nach seinen Wünschen zu benutzen, und damit die Verwirklichung gegenteiliger Wünsche des Anderen zu vereiteln. Solche Besitztümer sind (1) jeder Landebesitz, aber (2) auch alles, was sich dort befinden kann ohne sich zugleich anderswo zu befinden, also alles, was materiell, allgemeiner: substanzhaft ist. Jedes Besitztum ist Ware, die im Tausch gegen eine andere Ware oder sonstige Gegenleistung ganz abgegeben oder geteilt werden kann. Gegenwärtig wird versucht, sogar (3) die informationelle Welt in die Welt der Waren einzuschließen, indem über "Soft-Ware" und diesbezügliche Besitzgrenzen gesprochen wird.

Die Grenzen zwischen Landbesitztümern von Individuen verblassen mehr und mehr wegen der begrenzten Verfügbarkeit, die durch die wachsende Abhängigkeit von der Gesellschaft verursacht wird. Auch die staatlichen Grenzen verblassen – sie verlieren immer mehr an Beachtung und Wichtigkeit. Der wachsende grenzüberschreitende Strom nicht nur von Menschen und echten (d.h. substanziellen) Waren sondern auch und vor allem von Information, also geographische Grenzen überschreitende Kommunikation, wird immer häufiger, wirksamer und (auch wirtschaftlich) wichtiger, ohne dass es nötig, leicht möglich oder überhaupt wünschenswert wäre, dies zu kontrollieren. Mehr als die modernen Verkehrsmittel lassen daher die mo­dernen Kommunikationsmittel die Staatsgrenzen verblassen. Sie führen zu einer Sig­nal­glo­balisierung, welche die Macht der po­li­tischen Klasse eines jeden Staats übersteigt. Das räum­liche Begrenztsein des Menschen politisch gezo­gene und aufrechterhaltene Staats­grenzen schrumpft rasch.

Die Zivilisation lässt auch die Begrenztheit der verfügbaren und erwerbbaren materiellen Waren zusammenschrumpfen. Der materielle Reichtum der Bürger wächst ständig. Sie können mehr und mehr eigenmächtig ihren Interessen folgen, unabhängig davon, was die herrschende politische Klasse für wünschenswert, also für förderungswürdig hält.

Es gibt aber Bemühungen, neue Grenzen zu errichten, welche den gerechtfertigten Entscheidungsspielraum des selbst­verantwort­lichen, gebildeten Bürgers einschränken und dem Staat mehr Macht geben würden. Bei Legislative, Exekutive und Jurisdiktion wird über eine wirksame staatliche Kontrolle von "informationellen Besitztümern" gegrübelt. Die Idee, es gäbe solche, beruht auf der falschen Analogie zwischen – einerseits – der erhalten bleibenden, auf dem Markt verteilbaren Substanz, und – andererseits – der nicht erhalten bleibenden, durch Kommunikation als gemeinsames Kulturgut mitteilbaren Informtion. Wertvolle Information kann vielleicht Soft aber nur irreführend Software genannt werden, denn es fehlt ihr das Merkmal des Besitztums: Ein solches kann man nicht weggeben und gleichzeitig behalten. Kulturgüter dagegen sind nicht vermarktbar. Auf dem Akademischen Forum über "Kommunikationsmoral" wurde bei SUS 6 dieser Gesichtspunkt in den Leitsatz gefasst: "Das Copyright ist abergläubische Kulturfeindlichkeit." Der Verfasser eines in ILo stattfindenden Kurses trug mit ihm zur internationalsprachigen Kultur bei, nicht zum fiktiven "Software"-Markt. Wenn er glaubt, den Kurs in Buchform oder auf Videoband oder auf einer Rechnerdiskette zu verkaufen, verkauft er in Wirklichkeit nur den materiellen Zeichenträger: das zum Buch gebundene Papier, das in eine Kassette eingefügte Band, das Material der Diskette. Er verkauft überhaupt nichts, wenn er seinen Studenten erlaubt, sich eine Kopie zu erstellen, denn damit verliert er (anders als der Hersteller eines Bücherschranks) sein Werk nicht. Er stellt Soft zur Verfügung, keine Ware. – Der übliche Denkfehler geht von der unbestreitbaren Tatsache aus, dass der Verfasser eines Buches ja ebenso wie der Schreiner eines Bücherschranks arbeitete, also etwas erzeugte, was nach seiner Hoffnung für andere so nützlich sein werde, dass sie bereit sein würden, dafür zu bezahlen; er selbst jedenfalls benötigte Arbeitszeit. Jedoch ist auch Zeit ist kein Besitztum, das wie eine Ware verkauft oder gekauft werden könnte. Denselben Schrank kann nur ein Wissenschaftler mit seinen Büchern füllen, aber während derselben Stunde können viele Wissenschaftler ein bestimmtes Buch lesen – oder je eine Seite verschiedener eigener Bücher schreiben. Beim Erstellen eines Kurses erzeugt man keine "Software" sondern investiert Zeit für das Erbringen einer Dienstleistung. Wegen seiner Zeitinvestition darf man mit dem späteren Nutzer über ein Honorar für den nützlichen Dienst feilschen und auf die Achtung des unverkäuflichen geistigen Eigentums durch ehrendes Zitieren (also das Unterlassen von Plagiaten) bestehen. Aber der Softwarewahn wird im Laufe der Geschichte des weiser werdenden Menschen nach und nach ebenso verschwinden wie schon vor ihm der Hexenwahn, der ebenfalls nur juristisch fundiert war. –

Offensichtlich wird die nationale Universität durch die noch andauernde softe Revolution in der Informationswelt und die mögliche Ewigkeit und Allgegenwart derselben Information vor eine über ihre Zukunft entscheidende Frage gestellt (die wiederum  auch die Akademie berührt). Soll die Akademie weiterhin die Anwesenheit der Studierenden in Kursen fordern, die ein anwesender Dozent in einem Raum der Universität persönlich durchführt? Oder soll der Dozent unter Nutzung des Wesensmerkmals der Information und des heutigen Stands der Informationstechnologie für eine gut vorbereitete Objektivierung seines Kurses (einschließlich Prüfung) sorgen und ihn so grund­sätzlich für immer und überall durch das Internetz zur Verfügung stellen? Wenn die nationale Universität sich entscheidet, diesen modernen Weg zu gehen, wird sie im Grundsatz virtuell. Sie wird zu einer allgegenwärtigen Kybernuniversität, ohne offensichtlichen juristischen Sitz in einem umrissenen Staatsgebiet. Sie wäre also grundsätzlich nicht mehr Erlassen irgend eines Staates unterworfen. Aber: Welcher Staat zahlt dann die Dozenten und anerkennt die Prüfungen?

Beide schon betrachtete Entwicklungs­tendenzen sind unstrittig Fortschritte im kulturellen und moralischen Aufstieg der Menschheit. Die noch zu durchdenkende drit­­te dagegen ist ein Abstieg. Er ist nicht unaufhaltsam, falls erkannt wird, dass der Mythos vom Babelturm keinen Fluch anspricht, sondern den größten Segen für den kulturellen Aufstieg und die geistige Befreiung der Menschheit.

Die zunehmende Beweglichkeit des Menschen aufgrund ständig verbesserter Verkehrs- und Kommunikationsmittel, wachsenden individuellen Reichtums, steigender Freizeit und verblassender Staatsgrenzen führt zu einer Vervielfältigung der Sprachkontakte zwischen den Nationen und einem Verblassen der geographischen Sprachgrenzen. Wachsen werden mehrsprachige Regionen ebenso wie mehrsprachige Abteilungen von Unternehmen und anderen überörtlichen gesellschaftliche Einrichtungen. In mehrsprachigen Regionen und Institutionen wird die schwächste Sprache unaufhörlich schwächer, wenn sie nicht auf internationaler Ebene genügend stark ist, um diese Tendenz (mindestens) auszugleichen. Vorkämpfer dieser Zerstörung der bisher international geordneten Kulturvielfalt sind offensichtlich die Massenmedien, der Tourismus und der Handel. Weniger auffällig aber beharrlich wirken auch die Forschungs- und Bildungs­einrichtungen weltweit auf den ausschließlichen Gebrauch von Englisch hin.

Weil Wissenschaft ihrem Wesen nach international ist, ist die gemeinsame Kenntnis von einer Sprache erwünscht. Weil diese Rolle schon zu einem hohen Grad Englisch spielt, wird sie sie fast unausweichlich in naher Zukunft hundertprozentig spielen. Wenn Forschungsergebnisse schon größtenteils und bald ausschließlich in Englisch veröffentlicht werden, kommt automatisch die Weiterentwicklung der anderen nationalen Fachsprachen zum Stillstand. Folglich werden sie immer weniger geeignet für die universitäre Lehre, die schon jetzt auch außerhalb des englischen Sprachraums immer häufiger in Englisch erfolgt, vor allem im Bereich schwacher Sprachen. Universitätslehrbücher in anderen Sprachen verschwinden mehr und mehr, im Internetz tauchen sie kaum auf. Der Gebrauch von anderen Sprachen als Englisch für universitäre Zwecke wird binnen kurzem ein seltener Luxus sein, vergleichbar mit dem heutigen Gebrauch von Latein für universitäre Dokumente oder Zeremonien. Die Entwicklung wird zwangsläufig auch die Schulen anstecken, denn (1) müssen sie den künftigen Studierenden die nötigen Englisch­kenntnis vermitteln, und (2) werden die von der Universität kommenden jungen Fachlehrer nicht über ausreichende Kenntnis der (sterben­den) nationalen Fachsprache verfügen, um ihr Fach national­sprachig unterrichten zu können. Nach einigen ebenso zwangs­läufig folgenden weiteren Schritten werden alle Nationalsprachen mit der einzigen Ausnahme von Englisch in der ganzen (nicht nur wissen­schaft­lichen) Welt völlig verschwunden oder zu bloßen Dialekten Ungebildeter verkommen sein. Während SUS 12 wurde in San Marino der Entwick­lungs­mecha­nismus lückenlos beim Akademischen Forum herausgearbeitet und 1994 als Bei­band der acta sanmarinensia zweisprachig veröffentlicht.

Wäre eine andere Kommunika­tions­ordnung vorzuziehen? Wäre sie mit geringer Anstrengung erreichbar und stabilisierbar?

Angesichts der bald bevorstehenden Globalisierung von Englisch zur einzigen Sprache der ganzen Menschheit überzeugt keines der herkömmlichen esperan­tisti­schen Argumente für den Gebrauch von ILo oder einer anderen Plansprache). Den Wunsch, eine gemeinsame Verständigungs­sprache für die ganze Menschheit zu haben, wird Englisch befriedigen. Auch der Wunsch, diese Verständigungs­sprache solle neutral sein, statt irgendeinen Sprachbereich gegenüber anderen zu privilegieren, wird durch Englisch erfüllt sein, denn es wird nur ein Sprachbereich übrigbleiben. Die viel größere Lernleichtigkeit von ILo als Fremsprache im Vergleich mit Englisch wird nicht mehr wichtig sein, denn alle werden Englisch als Elternsprache beherrschen. Schließlich könnte der Gebrauch von ILo das Weiterbestehen der Nationalsprachen nicht mehr schützen, sobald außer Englisch keine von ihnen mehr existiert.

Auch das von der Bildungskybernetik hinzugefügte Argument, das Lernen von ILo benötige weniger Zeit als es durch Transfer beim Lernen von Englisch oder anderen nationalen Fremdsprachen einsparen helfe, wirkt nicht mehr, sobald es keine anderen Nationalsprachen mehr gibt, und Englisch für niemdanden mehr Fremdsprache ist.

Jedoch rechtfertigen zwei neue Argumente die Sprachpolitik der AIS.

Erstens: Die kognitive Zwei­sprachigkeit ermöglicht aus den in Kapitel 3 von Teil 4 skizierten Gründen ein genaueres Denken. Bedingung ist die ungefähr gleich gute Beherrschung der zweiten Sprache. Dies ist nur möglich, wenn diese entweder leicht lernbar, also eine Plansprache ist, oder (was nur in Ausnahmefällen verwirklichbar ist) schon zusammen mit der ersten Sprache erlernt wird. Der Gebrauch von Englisch als gemeinsamer Nationalsprache der die ganze Menschheit umspannenden Nation und das Lernen von ILo als Fremdsprache wenigstens durch alle Gebildeten ist also eine mit geringer Anstrengung erreichbare, stabile Sprachsituation der Welt.

Zweitens: Die vielfältige Weitertentwicklung der Menschheit beruht auf dem Wetteifer nicht nur zwischen Einzelmenschen, sondern auch zwischen Gruppierungen, vor allem zwischen den Gruppierungen, die durch das stärkste Bindemittel zusammengehalten werden: die je gemeinsame Sprache. Diese Gruppierungen sind die Nationen. Für die weitere Entwicklung des Menschheit ist es also wichtig, dass außer der englischen Nation wenigstens eine weitere Gruppierung existiert. Diese bedarf einer eigenen, nicht-englischen Sprache als Identifikationsmittel. Dazu gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder handelt es sich um eine nichtenglische Nation, vielleicht die chinesische oder russische; dann muss sie zur Stabilisierung dieser Situation auf strikte sprachliche Gleichrangigkeit mit Englisch bestehen, was ohne Isolierung nur durch Einigung auf eine viel leichter lernbare, gemeinsame Zweitsprache durchsetzbar ist. Oder die Nationen einer Weltregion (vielleicht Europien oder Ostasien) wollen ihr sprachlich-kulturelles Erbe wahren oder zurückgewinnen und einigen sich in demokratischer Zweisprachigkeit unter einer Brückensprache (z.B. ILo) als ihrem gemeinsamen, zweiten Identifikationsmittel.

Es bleibt also sinnvoll, Strategien zu suchen und anzuwenden, um eine andere stabile weltweite Sprachsituation anzusteuern als es die englische Einsprachigkeit wäre. Um dem wachsenden Gebrauch von Englisch mit Erfolg zu widerstehen, fehlen ausreichend starke Kräfte. Statt aber die vorhandenen, schwa­chen Kräfte zur weiteren Stärkung der Entwicklungstendenz zur englischen Einsprachigkeit zu missbrauchen, kann mit ihnen wenigstens in kleinem Maßstab, als Vorbildmodell, schon begonnen werden, die vorzuziehende Sprachsituation zu verwirklichen. Je früher dieses Vorbildmodell überzeugen wird, und je weniger die dann noch verbliebenen nichtenglischen Nationalsprachen dann schon verkommen sein werden, desto reicher an Sprachen und Kulturen wird die Menschheit noch sein, wenn die Sprachsituation ihren anzustrebenden, stabilen Zustand erreicht haben wird. Das ist der Sinn der "Maxime von der zu vermeidenden informationellen Umweltverschmutzung", einer der drei Komponenten der Kommunikationsmoral, die beim Akademischen Forum von SUS 6 diskutiert wurde. Die Maxime lautet: "Kulturschutz ist ebenso wichtig wie Naturschutz." –

Trotz Tabuierung führt das kultursteuernde Potential der nationalen Universität zur Kernfrage über die universitäre Weiterentwicklung (und auch diese Frage berührt offensichtlich die Weiterentwicklung auch der AIS): Soll die nationale Universität die höchste Einrichtung des nationalen Bildungssystems bleiben und die National­sprache als auch Wissenschaftssprache weiterpflegen, oder soll sie sich globalisieren, indem sie auf Englisch übergeht?

5. Die erstrebenswerte Zukunft

Die Zukunft, die es wert ist, für die AIS angestrebt zu werden, ist nicht allein eine Zukunft ihrer Idee in der Welt der Gedanken, auch nicht zusammen mit deren Ausdruck in der Welt der Zeichen, sondern vor allem ihre "wirkliche" Zukunft in der Welt des Wirkens. Die lebendigen Träger der Akademie werden nicht nur weiter danach trachten, dass ihre Grundgedanken nicht in Vergessenheit geraten, sondern auch, dass sie auf weiteren Akademischen Foren weiterentwickelt werden. Die Akademieangehörigen werden nicht nur dazu beizutragen suchen, dass auch Außenstehende über die AIS sprechen und schreiben, sondern vor allem Fortschritte in der Selbstbeschreibung suchen auch durch weitere Wissenschaftssprachen. Nicht zuletzt gilt es, Gleichgesinnte zum Anschluss an diese offene Elite zu bewegen und innerhalb dieser wirksamer zusammenzuarbeiten, um in der wirklichen Welt mehr bewirken zu können.

Im Mittelpunkt der Viersektorenakademie steht aber die Wissenschaft – die drei anderen Sektoren dienen ihrer Unterstützung und Ergänzung. Anders als Technik und Kunst bemüht sich die Wissenschaft nicht um weltveränderndes Wirken sondern um Begreifen der wirklichen Welt und ihrer mĉglichen Alternativen. Das will sie nicht unbedingt so begreifen, dass wir zielorientiert eingreifen können; sie will also nicht unbedingt in Technologie gipfeln um als Wegbereiter der Technik ihre Existenzberechtigung nachzuweisen. Sie sucht auch dort zu begreifen, wo die gewinnbare Erkenntnis in Wirklichkeit nichts nützt, also nicht als Entscheidungsgrundlage unseres Verhaltens in der natürlichen oder gesellschaftlichen Umwelt verwertbar ist.

Der erstrebte Urwert der Wissenschaft ist die durch kein Vorurteil verstellte und durch keine Nutzanwendung ausgezeichnete Wahrheit. Sie gilt es mit unserer Anschauung und unserer (ersten und – zur Vertiefung – möglichst auch schon zweiten) Denksprache gleichsam wie mit unserer rechten und unserer linken Hand so vollkommen wie möglich zu begreifen. Diese Werkzeuge unseres Begreifens greifen nicht ins Leere sondern stoßen an Grenzen, die wir als Grenzen zwischen Wahrem und Unwahrem anerkennen.

Unwahr ist das Denkwidrige, weil in sich Widersprüchliche und daher vom Menschen als "sicher falsch" Anzusehende. Unwahr ist aber auch das Erfahrungswidrige, das unser Verstehen des Vergangenen oder unser Voraussehen des Künftigen vereitelt. Was als wahr zu begreifen ist, kann kein Staat und keine Industrie befehlen oder (durch Förderung "wichtiger" Forschungsschwerpunkte) empfehlen.

Reine Wissenschaft ist bestrebt, ohne Vorurteile und ohne Zweckbindung wahre Erkenntnisse denksprachlich zu gewinnen, wissenschaftssprachlich zu ordnen und lernersprachlich neu zu bewirken. Ihre beabsichtigte Wirkung ist die Weitergabe von Erkenntnissen von Mensch zu Mensch: vom Forscher zum Revisor, von ihm zum Lehrer, von diesem zum Lerner. Dieses Informieren in drei Schritten ist der Bildungsbeitrag der Wissenschaft zu Staatlichkeit und Zivilisation – und damit zur Weisheit der Menschheit. Sonst nichts.

In der Wissenschaft wirken aber Wissen­schaftler, also konkrete, lebende Menschen – auch in der Akademie. Für ihr Wirken bedürfen sie der Gesundheit: die Organe ihres jeweiligen Körpers, nicht zuletzt das Gehirn und die Werkzeuge des Wahrnehmens und Mitteilens, müssen wissenschaftliche Tätigkeit ermöglichen können. Dies erfordert auch Sattheit: die natürlichen Bedürfnisse des Körpers müssen hinreichend befriedigt werden. Erst dann ist der Mensch frei zur Weisheit – kann sie aber höchstens soweit erlangen, wie seine Erkenntnismittel ausreichen. Wer leistet die heilende oder krankheitsvermeidende Pflege des Körpers? Wer liefert hinreichend Mittel zur Sättigung? Wer zahlt die erforderlichen wissenschaftlichen Hilfsmittel?

Es gibt – auch für die Akademie – nur zwei Antworten: entweder der Wissenschaftler selbst, oder die ihn fördernde Gesellschaft (direkt oder durch den Staat als der verwirklichten Gesamtstruktur einer tendenziell souveränen Gesellschaft). Die Wissenschaftler der Akademie sind hierbei in keiner völlig anderen Lage als die Bewohner eines Klosters. Sie können sich – quasi als Fernziel – zum Orden der Glasperlenspieler entwickeln, dessen staatliche Finanzierung Hermann Hesse (1943) nur durch die beiläufige Notiz erwähnte, er sei "schon lange von der Erziehungsbehörde freundlich gefördert worden". Andernfalls müssen und können sie – und dies ist weniger bequem, aber unverzüglich zu verwirklichen und für die Unabhängigkeit sicherer – zu guten Menschen von Sezuan werden, also zu Spielern zweier Rollen, von denen die des guten Menschen, wie Bert Brecht (1940) lehrte, nur in dem Maße spielbar ist, in welchem die Rolle des nutzenorientierten Vetters erfolgreich gespielt wurde. Dies gelingt, wie schon gesehen, zunehmend besser.

Auch beim Wissenschaftler wächst schon während seines Berufslebens die Zeit, die er nicht zur Sicherung seines Lebensunterhalts benötigt, also für die unbezahlte Akademiearbeit verwenden kann. Zugleich erarbeitet er die Reserven für dem Lebensunterhalt während der späteren, durchschnittlich immer länger währenden Ruhestandszeit, während der er, soweit die Erhaltung seiner Gesundheit gelingt, sich vollständig der Akademie widmen kann. Überdies verbleiben ihm aus seiner nützlichen Lebensarbeit nach Abzug der Kosten für Gesundheit und Sättigung in durchschnittlich rasch wachsendem Maße Nettoeinkünfte. Er hat die Freiheit, sie (schon parallel oder erst nach Erreichen des Ruhestands) entweder sinnlos zu verschleudern oder für seine geistige Bereicherung und damit indirekt oder direkt zur Finanzierung seiner selbstbestimmten Arbeit für die Akademie einzusetzen.

Trotz sinkender mittlerer Realarbeitszeit verbleiben der Gesellschaft nicht zuletzt auch unter Studierten Arbeitslose, also freie Arbeitskapazität. Und dem Staat verbleiben trotz steigender durchschnittlicher Realvergütung der nützlich Arbeitenden zunehmende Mittel zur Wissenschaftsförderung, die nicht vollständig zum Zweck der weiteren Steigerung der Arbeitseffizienz durch angewandte Forschung und verbesserte Berufsausbildung investiert zu werden brauchen. Mit einem relativ geringen Zuschuss zur Arbeitslosenunterstützung (und Altersversorgung) der zur moralisch-intel­lek­tu­el­len Elite gehörenden Arbeitslosen (und der Rentner, Pensionierten oder Emeritierten) kann diesen – durch eventuell erfoderliche Übernahme der nötigen Ausgaben (für Kom­munikation, Arbeitsmittel und Reisen) – die selbstbestimmte Beteiligung an der Akademiearbeit ermöglicht werden. Damit würde die Akademie, in Übereinstimmung mit Hesses Vision, "freund­lich gefördert" werden. Zu ersten solchen Förderungen von außen – durch Staat und Stiftungen – kam es bereits.

Nachhaltig und stärker unterstützt die Akademiearbeit der Fördersektor, dem kollektive und vor allem individuelle Mitglieder angehören. Zu den letzteren gehören in wachsender Zahl auch Angehörige der drei anderen Sektoren. Über ihre eigene, unmittelbare Mitarbeit hinaus tragen sie dadurch auch zur Deckung gemeinsamer Kosten und zur Förderung anderer AIS-Angehöriger bei, welche die Akademiearbeit nur durch ihre tätige Mitwirkung als Wissenschaftler oder als Angehörige des künstlerischen oder des technisch-praktischen Sektors fördern können.

Zu den akademieintern (vor allem durch das Akademische Forum) zu leistenden Zukunftsaufgaben gehört die vertiefte Reflexion der Unterteilung der drei förderungsbedürftigen Sektoren und der Verbindungen zwischen ihnen.

Am weitesten fortgeschritten ist, wie dargelegt, diese Denkarbeit bezüglich des zentralen, wissenschaftlichen Sektors, der als einziger im Namen der Akademie angesprochen ist. Die ideelle Entwicklung der dargelegten Wissenschaftskassifikation, die der Funktionsstruktur der AIS durch deren Regularien zugrundegelegt wird, bedarf (neben einer feineren Unterteilung) einer ergänzenden Reflexion der Möglichkeit und Möglichkeiten interdisziplinärer Verknüpfungen, die ja zu den Wesensmerkmalen der AIS gehören soll. Vertieft zu reflektieren ist auch die auf Wilhelm Windelband zurückgehende, zu tendenziell symmetrischen Dreiheiten weiterentwickelte Gegenüberstellung nomothetischer und idiographischer Wissenschaften hinsichtlich der möglichen Komplementarität ihrer Fragestellungen, Methoden und Sichtweisen und ihrer Beziehungen zu Technik und Kunst.

Die Sektoren für Kunst und für Technik sind mit dem Wissenschaftssektor durch gemeinsame Angehörige und durch ideelle Nahtstellen verbunden. Als Untergliederung des Kunstsektors in Kunstsektionen schlug Kurd Alsleben eine Dreiteilung aufgrund der Rollenverteilung zwischen Kunstproduzent und Publikum vor. Er unterscheidet durch lateinische Namen zwischen "artes operis" (die fertige Kunstwerke darbieten), "artes conversationis" (die am gemeinsamen Erschaffen des Kunstwerks teilnehmen lassen – beispielsweise beim Gesellschftstanz) und "artes laicorum" (Zweige der Volkskunst, der ein möglichst hohes Niveau nicht sehr wichtig ist). Für den Techniksektor liegt eine Klassifikation in Konstrukttechniken, Bio­techniken und Humantechniken nahe; zu den letzteren würden vor allem die Gesellschafts­techniken gehören. – Die Frage nach den Nahtstellen zwischen den drei Sektoren führt tiefer.

Zweck des Kunstwerks ist in erster Linie, ästhetische Information im Sinne der Informationsästhetik zu vermitteln, und erst in zweiter Linie, wenn überhaupt, einem anderen Zweck zu dienen. Kunst kann beim Erzeugen ästhetischer Information bis zur äußersten Grenze gehen, die der Zweck (des Gebrauchskunstwerks) zulässt. Diese Grenze kann fehlen; Kunstwerke können unnnütz (nämlich reine Kunstwerke) sein. Umgekehrt muss auf ästhetische Information verzichtet werden, wo der Zweck nur auf eine einzige Weise erreichbar ist. Diese Zweckerfüllung ist dann kein Kunstwerk mehr, sondern die einzig mögliche technische Lösung. Gibt es mehrere Lösungen, ohne dass irgend ein Kriterium vorgeschrieben wäre, nach dem zwischen ihnen (im Interesse höchstmöglicher Ungefährlichkeit, Zuverlässigkeit, Sparsamkeit usf.) zu entscheiden wäre, dann enthält die getroffene Entscheidung ästhetische Information, und das technische Konstrukt kann schön sein. Im Gegensatz zur Kunst schaft aber die Technik Werke, die in erster Linie einen Zweck erfüllen und nur in zweiter Linie (wenn überhaupt) ästhetische Information enthalten müssen, um schön sein zu können. Technik kann bei der Zweckerfüllung bis zur äußersten Grenze dessen gehen, was an ästhetischer Information mindestens verlangt ist. Diese Grenze kann fehlen. Technische Produkte können unschön sein. Die Grenze zwischen den Mengen der Werke von Kunst und Technik ist unscharf – zumindest im Licht der Informationsästhetik, die als nomothetische Wissenschaft zu messen statt scharf zu klassifizieren sucht.

Die nomothetischen Wissenschaften schaffen mit dem letzten Glied ihres Methodenfünfschritts einen Bezug zur Technik. Denn das Vorausberechnen, das methodisch dem Analysieren, Modellieren, Messen und Kalkülisieren folgt, muss sich nicht auf die (grundwissenschaftliche) Voraussage des unvermeidbar Kommenden beschränken. Es kann (in den Technologien) auch nach Verfahren zur Ermöglichung erwünschter Folgen suchen. Jenseits dieser äußersten Grenze der Wissenschaft beginnt die Anwendung dieser Verfahren durch die Technik – virtuell als Rechnersimulationen, real als Modellprojekte und praktisch als Güter und Dienste des gesellschaftlichen Bedarfs. – Im übrigen ist jeder dieser drei Schritte der Technik eine empirische Machbarkeitskontrolle technologisch deduzierter Verfahren (insofern Technologie Theorie des Machbaren ist), ebenso wie jede empirische Wissenschaft die deduzierten Aussagen der aus ihr induzierten Theorie empirisch kontrolliert (insofern jede Theorie Wissenschaft von einem Modell innerhalb einer Folge die Wahrheit approximierender Modelle ist). – Die Frage nach der Entsprechung des nomothetischen Methodenfünfschritts im Bereich der idiographischen Wissenschaften und einer Nahtstelle zur Technik sei offengelassen.

Die Wissenschaft stellt auf den drei Stufen des Informierens einen Bezug zur Kunst her. Auf jeder Stufe erfolgt unter Zufügung ästhetischer Information eine Verarbeitung aufgenommener und für wahr gehaltener Information zu Zeichen. Auf der ersten Stufe, bei der primärwissenschaftlichen Forschung und Publikation, steckt die ästhetische Information im Wie der Veröffentlichung der durch Forschung erkannten Wahrheit. Auf der zweiten Stufe, der Revision und enzyklopädischen Dokumentation, steckt die ästhetische Information im Wie der Auswahl, Kombination und Neukodierung der veröffentlichten Wahrheit. Auf der dritten Stufe, bei der pädagogischen (lehrplanerischen und didaktischen) Verarbeitung und Lehre, steckt die ästhetische Information im Wie der unterrichtlichen Einkleidung der dokumentierten Wahrheit. Indessen: Ästhetische Information ist nur notwendige, nicht schon hinreichende Bedingung für Kunst; mit der ästhetischen Information wird nicht die Schönheit gemessen, sondern nur ihre Möglichkeit. Womit kommt die zwischen Forschung, Revision und Lehre wie zwischen drei Pole oder Seiten aufgespannte, wahrnehmende, wortende und wirkende Wissenschaft der Kunst am nächsten, taucht am weitesten in sie ein – oder grenzt unmittelbar an sie?

Forschung ist Wahrheitssuche am Urquell, dem Gegenstand; sie ist methodische Schöpfung und Kenntnisnahme der Wahrheit; sie ist Wahrnehmung nicht nur durch die Sinne sondern allgemein Wahrheitsnahme oder zumindest Für-wahr-nehmen. Sie fragt, was Inhalt ist. Lehre ist lernwirksame Wahrheitsübermittlung. – sie fragt nach dem Wohin, nach dem in je besonderer Weise lernfähigen Adressaten. Die Revision aber stellt – nach dem Nochmalsehen und möglicherweise Bereinigen der veröffentlichten Wahrheit – beim erneuten Worten, das ein Umworten oder, allgemeiner, ein Um(be)zeichnen ist, die ästhetische Frage nach dem Wie. Die Gedankengebäude, die als schöpferische Ergebnisse enzyklopädischen Dokumentierens entstehen, gehören mit wissenschaftsgeschichtlich wachsendem Grad zur Menge der Kunstwerke, genauer: zu den Werken des Glasperlenspiels. Zwischen Wissenschaftsrevision und Glasperlenspiel liegt die Nahtstelle von Wissenschaft und Kunst, so wie zwischen Technologie und Techniksimu­lation die Nahtstelle zwischen Wissenschaft und Technik liegt. Beide Grenzen sind unscharf. –

Der bisherige Weg der Akademie begann mit der legitimierenden staatlichen Gründung und führte in die Eigenmächtigkeit, d.h. in die Unabhängigkeit von staatlicher Bevormundung. Niemand denkt an eine Umkehr. Die moralisch-intellektuelle Elite bleibt sich nicht nur bei ihrem Denken und Worten sondern auch bei ihrem Wirken bewusst: Was als wahr zu begreifen ist, kann kein Staat und keine Industrie befehlen oder empfehlen. Ohne damit die Nützlichkeit abzuwerten, die wenigstens ein Teil der wissenschaftlichen Erkenntnisse hat, besteht die Akademie auf wissenschaftlicher Gleichwertigkeit auch der praktisch unverwertbaren Wahrheit (welche die "Elfenbeinturmwissenschaft" fand) – und sie bezweifelt nicht deren teilweise höheren ästhetische Wert.

Muss die Akademie sich daher im Wesentlichen auch materiell in aller Zukunft selbst helfen, indem sie ihre Angehörigen hinlänglich intensiv die Rolle des Vetters des guten Menschen von Sezuan spielen lässt? Oder kann sie durch zunehmend besseres Erfüllen ihrer eigenen Grundsätze berechtigt auf staatliche oder sonstige gesellschaftliche Hilfe hoffen, die weder zwecks Einflussnahme (wie die Förderung anwendungsorientierter Forschung) noch aus bloßer Wohltätigkeit erfolgt (wie die Almosengabe an Bettelmönche)? Hermann Hesse bejahte dies, weil er im Orden seiner Glasperlenspieler das moralisch-intellektuelle Gewissen sah, ohne welches Zivilisation und Staatlichkeit keine Zukunft haben. Der Dalai Lama empfahl in ähnlicher Absicht die Schaffung eines Weltparlaments der Intellektuellen.

Dem heutigen Entwicklungsstand der AIS sind kleinere Schritte angemessen. Sie sollten und können aber bald und in die richtige Richtung gegangen werden, nämlich in die Richtung möglicher Symbiosen mit nationalen Universitäten.

Die staatliche Universität erhält öffentliche Gelder und muss dies durch effiziente Arbeit für die Nation im Kontrollbereich des Geldgebers rechtfertigen. Dem stehen die (ihrerseits strittigen) Forderungen nach akademischer Freiheit, nach Entnationalisierung (Globalisierung) der Wissenschaft und nach Öffnung ins allgegenwärtige Netz entgegen.

Die Internationale Akademie der Wissenschaften andererseits ist frei von der Pflicht, Geldgebern Gegenleistungen unter widersprüchlichen Sachzwängen zu erbringen. Sie fand bei ihrer Gründung und im Verlauf ihrer Entwicklung schon Synthesen, die sie bei ihrer Arbeit ständig erprobt, präzisiert und erhärtet. Sie hat aber nicht das Gewicht staatlicher Universitäten bei der gesellschaftlichen Einflussnahme zugunsten der Nachahmung ihrer Lösungen.

Diese Lösungen bestehen in

1. der Ermöglichung von Effizienz und akademischer Freiheit, indem Lehrwege durch Lektionen, Kurse und Studiengänge zwar nicht kanalisiert, wohl aber durch empfehlende Wegweiser markiert werden, was die Studierenden etappenweise entscheiden lässt, selbstverantwortlich weiterzugehen oder dem gegebenen Rat zu folgen,
2. der Ermöglichung sowohl des örtlichen Zusammentreffens von Lehrenden und Studierenden bei internationalen Studientagungen als auch des dezentralen Lernens durch Lehrobjektivation, künftig insbesondere im Internetz, sowie in
3. der Bejahung sowohl der Weiterpflege nationaler Wissenschaftssprachen als auch der Nutzung einer gemeinsamen, geplanten (also neutralen), lernleichten und ausdrucksstarken (also präzisen) Wissenschaftssprache durch kognitive Zweisprachigkeit, und zwar in erster Linie zur Schärfung des Denkens; die gleichzeitige Wahrung sowohl des sprachlich-kulturellen Reichtums der Menschheit als auch der vertikalen und horizontalen Demokratie der Wissenschaft durch demokratische Zweisprachigkeit kommen als weitere Beweggründe hinzu.

Die Akademie befindet sich in einer anderen, aber nicht weniger widersprüchlichen Situation als die nationale Universität. Sie will und kann die Freiheit der Wissenschaft von jeder außerwissenschaftlichen, also auch politischer Einflussnahme sichern, jedoch an keinem Ort tätig sein, ohne sich den Rechtsbestimmungen des Staats zu unterwerfen, auf dessen Territorium dieser Ort liegt. Selbst ein eigenes Bankkonto kann sie nur dort haben, wo sie juristisch existiert. Als vorläufige Lösung verkörpert sie sich in regional juristisch existierende Trägergesellschaften, die als Zweig­stellen in Staaten arbeiten können, wel­che die Akademiearbeit anerkannt haben. Die Akademie ist damit juristisch nichts als die koordinierte Arbeit ihrer Zweigstellen.und die Gesamtheit ihrer Angehörigen.

Als bessere, eventuell ergänzende Lösung sollte sich die vom Monte Titano schon abgehobene Akademie an einem Universitätsort ihrer (schon bisherigen oder eventuell erst künftigen) außersanmarinesischen Aktivität niederlassen und sich in ihrer dortigen Partneruniversität verkörpern – als eigen­ständige Fakultät besonderer, dezentralisierter, internationaler, weitgehend virtueller Art: als Kybernfakultät.. Werden organisatorische Detailschwierigkeiten einvernehmlich sinnvoll behoben, dann wird wird daraus eine auch für die nationale Partneruniversität vielfältig vorteilhaften Symbiose. Die Vielfalt der nationalen Denksprachen der Akademie­ange­hörigen und ihre gemeinsame Beherr­schung und wissenschaftliche Nutzung von ILo würde, erstens, das zweisprachige wissenschaftliche Arbeiten – in einer internationalen und in der nationalen Wissenschaftlergemeinschaft – in wenigstens eine Fakultät so einführen, dass dabei die staatliche Nationalsprache nicht beeinträchtigt wird. Zweitens würde die Universität durch eine Kybernfakultät an der Allgegenwart teilhaben, ohne dabei ihre Verwurzelung in einem konkreten Staat zu verlieren und ohne auf die auch körperliche Anwesenheit von Akademieangehörigen und damit Fakultätsangehörigen zu verzichten, die je zeitweilig in einem örtlichen Akademiehaus leben und vor Ort persönlich mitarbeiten können. Nicht zuletzt würde, drittens, die insbesondere wissenschaftsrevisorische Kompetenz der Akademie die Universität auch an der gesuchten Synthese aus Effizienz und akademischer Freiheit teilhaben lassen, wenn die Universität der aufzunehmenden Fakulät nur die Zuständigkeit für Postgraduierten- und Zweitstudiengänge auf dieser zweiten Wissenschaftsstufe, der Stufe der Wissenschaftsrevision überträgt, sie also als Fakultät für interdisziplinäre Studien, Hoch­schulpädagogik und Wissenschafts­organi­sation angliedert.

Der Gedanke ist nicht utopisch, da sich seine Realisierung als fast kostenneutral erweist, wenn man die bisher von den beiden Seiten aufgebrachten Kosten addiert. Erforderlich ist allerdings die beiderseitige Bereitschaft, innovative Lösungsansätze vorurteilsfrei zu bedenken, und beiderseits der Entschluss, auftauchende Teilprobleme kreativ zu bewältigen. Dazu wird sich in absehbarer Zeit nicht jede Universität aufschwingen können, mit der die AIS bisher schon auf vertraglicher Grundlage kooperiert. Aber dass wenigstens eine davon diesen Mut aufbringt, ist nicht so unwahrscheinlich, dass nicht versucht werden sollte, auf diesem Weg die Zukunft der Akademie zu finden.

Indessen: Der Weg führt zwar dem Ziel näher, verläuft aber noch immer in der zu meidenden Gefahrenzone der Abhängigkeit von der schwankenden politischen Tendenz eines Staates. Die Abhängigkeit wird kleiner, je größer die Zahl der Staaten wird, welche die Akademiearbeit anerkennen und in denen die als Möglichkeit angedeutete Symbiose mit einer Partneruniversität entsteht. Für eine volle Befreiung von staatlicher Abhängigkeit ohne Verzicht auf gesellschaftliche Wirkungsmöglichkeit sind noch immer nur zwei, in ferner Zukunft liegende Möglichkeiten denkbar: die Könige müssen Philosophen oder die Philosophen Könige werden. Entweder muss es weise Politiker geben, die auf ihre Macht soweit zu verzichten bereit sind, dass die bewohnbare Welt nicht mehr auf die von Politikern beherrschten Staaten verteilt, oder der Begriff des Staats nicht mehr an ein Territorium gebunden wird, so dass der Wissenschaft ein außerstaatliches Zentrum ermöglicht wird. Oder die moralisch-intellektuelle Elite der Welt erklärt zu ihrem gemeinsamen (eventuell zweiten) Wohnsitz ein geographisch noch so kleines Territorium, und errichtet dort ihre eigene Gelehrtenrepublik außerhalb aller anderen Staaten. Mindestens träumbar ist auch eine Verbindung beider Lösungen, eine Allianz von Politikern und Wissenschaftlern im Geburtsland der AIS: in San Marino.

NACHWORT

"Wenn es Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch Möglichkeitssinn geben", schrieb Robert Musil (1930). Künstler und Techniker haben ja Möglichkeitssinn – kreative Wissenschaftler ebenfalls. Wo es aber nicht um schönes Spiel sondern um Wirklichkeit und Wirksamkeit geht, bedarf das Sinnen über Möglichkeiten einer Rechtfertigung. Das überarbeitete "Erste Buch" soll deshalb nicht mit Träumen enden, die zwischen einer virtuell allgegenwärtigen Akademie von Glasperlenspielern unter sanmarinesischer Flagge und einer als real gedachten, zum Monte Titano orientierten Gelehrtenrepublik mit weltweit gestreuten klosterähnlichen Akademiehäusern als Herbergen wanderpredigender Weisheitssucher spielen. Um das zu vermeiden soll dieses Nachwort mit derselben rechtfertigenden Überlegung schließen, mit der Hermann Hesse das Vorwort seines "Glasperlenspiels" schloss:

"... nichts ist doch notwendiger, den Menschen vor Augen zu stellen, als gewisse Dinge, de­ren Existenz weder beweisbar noch wahrscheinlich ist, welche aber eben dadurch, dass fromme und gewissenhafte Menschen sie gewisser­maßen als seiende Dinge behandeln, dem Sein und der Möglichkeit des Geborenwerdens um einen Schritt näher gebracht wer­den."